

Top 5 Fehler nach einem RAID-Ausfall – Technische Hinweise für Admins
RAID-Systeme gelten zu Recht als ausfallsicher – doch sie sind nicht unfehlbar. Stromausfälle, RAID-Controller-Fehler, multiple HDD-Ausfälle oder menschliche Eingriffe führen regelmäßig zu kritischen Situationen. Gerade in IT-Abteilungen zeigt sich:
Die grössten Risiken entstehen nicht durch den ursprünglichen Schaden – sondern durch unkoordinierte Maßnahmen danach.
Nachfolgend finden Sie die Top 5 der häufigsten Fehler nach RAID-Ausfällen – basierend auf hunderten realen Fällen aus dem deutschsprachigen Raum – mit technischem Fokus und konkreten Empfehlungen für Admins und IT-Profis.
1. Rebuild bei unbekanntem Plattenzustand
Problem:
Ein RAID 5 oder 6 meldet eine „degraded“-Konfiguration. Nach Austausch eines Laufwerks wird sofort ein Rebuild angestoßen – meist ohne vorherige Überprüfung der verbliebenen HDDs/SSDs.
Risiko:
Die verbleibenden Datenträger enthalten möglicherweise fehlerhafte Sektoren, SMART-Warnungen oder schleichende mechanische Probleme. Ein Rebuild mit korrupten Datenquellen führt zu inkonsistenten Arrays – oder zu vollständigem Datenverlust.
Empfehlung:
Vor jedem Rebuild S.M.A.R.T.-Werte, logische Integrität und sektorbasierte Lesbarkeit aller Drives prüfen. Rebuild nur auf geprüften Laufwerken oder replizierten Images durchführen.
2. Vertauschte Slot-Reihenfolge und fehlende Dokumentation
Typischer Fehler bei Hot-Swap oder Ausbau:
Laufwerke werden ohne Slot-Dokumentation entfernt oder später falsch eingesteckt – besonders kritisch bei RAID 0, RAID 5 und RAID 6.
Folgen:
Das Array wird im falschen Stripe-Pattern interpretiert. Die Paritätszuordnung (insbesondere bei rotierenden Parity-Modellen) ist nicht mehr nachvollziehbar – logische Konsistenz kann nicht mehr sichergestellt werden.
Empfehlung:
Vor Ausbau: Slotnummern eindeutig beschriften, Fotos anfertigen, RAID-Layout sichern (z. B. Controller-Konfig exportieren, mdadm --detail --scan, etc.). Bei NAS-Systemen: Konfig-XML oder Metadaten sichern (z. B. QNAP, Synology).
3. Verwendung von Recovery-Tools auf den Originalplatten
Häufig in gut gemeinten Eigenversuchen:
Tools wie R-Studio, UFS Explorer, ReclaiMe oder ddrescue werden direkt auf den Originalplatten gestartet – ohne zuvor sektorbasierte Images zu erstellen.
Risiko:
Fehlbedienungen (z. B. falsches RAID-Level, Startoffset, Stripe-Größe, Rebuild-Reihenfolge) führen zu massiven logischen Schäden. Originaldaten werden bei Änderungen im Header- oder Paritätsbereich gefährdet.
Best Practice:
Zuerst sektorbasierte 1:1-Images aller Laufwerke anfertigen – idealerweise mit CRC-Prüfung. Danach Analyse und virtuelles Mounting auf den Kopien. So bleibt das Ursprungsmaterial unangetastet.
4. Inkonsistente Konfiguration durch unterschiedliche Firmwarestände oder Controller-Fehler
Realitätsnahes Beispiel:
RAID-Controller nach Stromausfall oder Firmware-Upgrade verliert Konfiguration – Array wird als „uninitialized“ oder „foreign“ erkannt. Der Admin initialisiert „just to see what happens“.
Ergebnis:
Metadaten werden überschrieben, der originale Stripe-Zugriff ist zerstört. Besonders bei Hardware-RAIDs (HP Smart Array, Dell PERC, LSI) ist die Wiederherstellung komplex.
Empfehlung:
Keine Reinitialisierung ohne gesicherte Konfiguration. Möglichst alle Konfig-Parameter vor dem Vorfall dokumentieren: Stripe-Größe, Cache-Modus, Write Policy, Paritätsalgorithmus.
5. Formatierung oder Neuinstallation bei NAS- oder Software-RAID-Systemen
Fallbeispiel:
Synology meldet RAID „nicht lesbar“ → Benutzer initialisiert Volume neu.
Oder: Linux-Admin installiert OS neu, ohne zu merken, dass das mdadm-Array auf denselben Disks lag.
Risiko:
Partitionstabellen, RAID-Metadaten (z. B. md superblocks, LVM headers, btrfs/zfs labels) werden überschrieben.
Empfehlung:
Keine Schnellformatierung, kein „Quick Init“, keine Neuinstallation, ohne vorher ein vollständiges Image sämtlicher Laufwerke zu sichern.
Viele NAS- und Software-RAID-Systeme (mdadm, LVM, ZFS, Btrfs) sind rekonstruierbar – aber nur, wenn das Originalmaterial intakt bleibt.
Präzise handeln – nicht ausprobieren
RAID-Systeme erfordern im Fehlerfall ein strukturiertes, professionelles Vorgehen. Jeder ungeprüfte Rebuild oder spontane Konfigurationsversuch kann die Lage erheblich verschlechtern.
Tipp für Admins in Österreich:
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